Hamburger SV – MSV Duisburg 3:0 (1:0)
Ich werde zum Abschluss dieser aus Hamburger Sicht enttäuschenden Saison, in der fahrlässig die Rückkehr in die 1. Bundesliga verpasst wurde, keinen meiner üblichen Spielberichte schreiben. Denn auch wenn dem HSV zum Saisonausklang ein Heimsieg gelang, so wird man die von Hannes Wolf aufgebotene Mannschaft in dieser Zusammensetzung nie wieder sehen.
Startelf: Mickel – Vagnoman, Lacroix, van Drongelen, Douglas Santos – Arp, Jung (65. Jatta), Janjicic, Özcan (83. Sakai), Köhlert (71. Lasogga) – Wintzheimer
Das Spiel war für beide Mannschaften sportlich bedeutungslos. Der HSV konnte nicht mehr aufsteigen, der MSV stand bereits als Absteiger fest. Für den HSV ging es einzig darum, sich vor heimischen Publikum wenigstens mit einer akzeptablen Leistung zu verabschieden. Dies gelang gegen insgesamt schwache Duisburger, die vor allem bei der Verteidigung von Standards grobe Schwächen offenbarten, aber vor allem auch ihre rechte Abwehrseite nur mangelhaft verteidigten. Dort deutete Köhlert mehrfach an, dass er einen Platz im Kader des HSV für die kommende Saison haben könnte. Er war sehr beweglich und hattte auch spielerisch die eine oder andere gute Idee. Fraglich ist aber, ob der Verein überhaupt mit ihm plant, bzw. ob der Spieler daran noch interessiert ist.
Auf der rechten Außenbahn spielte meist Arp im Wechsel mit Vagnoman. Eine schöne Randnotiz, dass ausgerechnet Arp nach einem langen Pass von Gideon Jung und einem starken Alleingang endlich ein Tor gelang (3:0, 64.). Er wird bekanntlich zunächst zum FC Bayern München wechseln.
Auch Douglas Santos verkündete nach dem Spiel, dass er den HSV verlassen wird. Sportlich ist das ein großer Verlust, den Santos ist wohl nach Diaz einer der besten Fußballer, die in den letzten Jahren das Trikot der Rothosen trugen.
Um der Chronistenpflicht zu genügen: Das 1:0 gelang Lacroix per Kopf nach einer Ecke von Santos (15.); das 2:0 fiel nach einer weiteren Ecke, die von den Gäste nur ungenügend aus dem Strafraum geklärt werden konnte. Arp köpfte den Ball postwendend zurück ins dortige Getümmel, sodass Wintzheimer nur noch abstauben musste (49.)
Der HSV steht sportlich vor einer sehr ungewissen Zukunft. Santos, Arp, Holtby und Lasogga verlassen definitv den Verein. Sakai kehrt vermutlich zu Frau und Kind nach Japan zurück. Pollersbeck soll angeblich ebenfalls ein Verkaufskandidat sein. Ähnliches hörte man von Papadopoulos. Mit Wolf muss zudem erneut ein Trainer vorzeitig gehen und ein neuer ist noch nicht gefunden. Es sind zwar einige gute Spieler bereits verpflichtet worden, aber ob und wie der neue Kader zusammenwächst, das weiß Stand heute noch keiner. Es wird sich u.a. auch erst eine neue Hierarchie herausbilden müssen. Dass dies nicht immer wie gedacht funktionieren muss, sollte man gerade in Hamburg nach den gescheiterten Experimenten mit Spahic und Behrami wissen.
Zu wissen glauben die Veranwortlichen des HSV aber dennoch, dass trotz diverser Variablen unbekannter Größenordnung der Aufstieg nächste Saison ohne Wenn und Aber gelingen müsse, weil man angeblich in Hamburg nichts anderes verkaufen könne. Ich halte dies nicht nur für sportlich unseriös, ich halte dies für grob fahrlässig auch mit Blick auf den Club. Nicht nur wird man jetzt große Mühe haben, eventuelle Anlaufprobleme der neuen Mannschaft in der ersten Saisonhälfte medial zu erklären und für Ruhe zu sorgen, man koppelt im Grunde sein Schicksal und damit auch indirekt das des HSV an den Erfolgsfall. Sollte dieser erneut nicht gelingen, müssten im Grunde mehr als nur der Kopf des neuen Trainers rollen. Hannes Wolf mögen auch Fehler unterlaufen sein, einige habe ich an dieser Stelle ja mehrfach diskutiert, aber die sportliche Gesamtverantwortung für den Kader, die tragen im Wesentlichen andere, z.B. Herr Becker. Dies alles vor dem Hintergrund, dass sich der Wettbewerb in der 2. Liga in der nächsten Spielzeit durch die Absteiger, 1. FC Nürnberg und Hannover 96, noch weiter verschärfen dürfte.
Kein neuer Trainer, deswegen auch noch ohne Spielsystem, keine intakte Hierarchie, keine gewachsene, eingespielte Mannschaft, unbekanntes Personal. Viele, viele Baustellen, aber größte Ansprüche und das Prinzip Hofffnung. Das ist und bleibt der HSV. Leider.